Am Sonntag feiern wir Erntedank.
Wer dankt, denkt weiter
Liebe Gemeindemitglieder,
liebe Bürgerinnen und Bürger,
liebe Gäste,
seit ich mich erinnern kann, war (und ist) der Erntedanksonntag ein wichtiger Termin im Jahresverlauf. In meiner Heimatgemeinde, ebenfalls ländlich geprägt, hat meine Mutter oft den Erntealtar gestaltet. Und da durfte ich als Kind immer auch schon mithelfen. Ich erinnere mich an schöne und fröhliche Feste, weil wir Kinder oft noch etwas vom Erntealtar mit nach Hause nehmen durften. Dort, beim Mittagessen wurde weiter gefeiert und oft gab es auch im Gemeindehaus ein gemeinsames Mahl, bei dem selbstgebackene Kürbis- und Pilzkuchen, Gemüse- und Zwiebelkuchen miteinander geteilt wurden.
Das schwingt für mich mit, wenn ich an den kommenden Sonntag denke. Aber ich weiß natürlich auch von Zeitgenossen, die sich mit dem Erntedankfest schwer tun. Sie meinen, in unserer Zeit und Gesellschaft sei ein solches archaisches Tun nicht zeitgemäß und überholt.
Ich meine: Das Erntedankfest will uns erinnern, dass wir selber Geschöpfe sind, ein Teil des Ganzen. Geschöpfe, die staunen und danken können und sich freuen dürfen; die ihr Leben und ihre Zukunft unter den Segen Gottes stellen.
Wer dankt, denkt nach und stellt fest, dass wir nicht die Herren des Lebens sind. Krankheit und Leid, Schuld und Tod setzen uns Grenzen und wir erfahren, dass wir hilfsbedürftig und angewiesen sind.
Wer dankt, denkt weiter und beginnt mit seinem Leben und mit seiner Umwelt ver- antwortlich umzugehen. Wir Menschen sind ein Teil der Schöpfung. Wir sollen mit den anderen Geschöpfen geschwis- terlich umgehen. Franz von Assisi spricht von „Schwester Sonne und Bruder Mond, Schwester Wasser und Mutter Erde“. Und sollten wir wirklich die „Krone der Schöp- fung“ sein, heißt das nicht, dass wir tun und lassen können, was wir wollen.
Wer dankt, lebt bewusst und selbstbewusst, als beschenkter, freier und ohne Vorbedingung geliebter Partner Gottes. Das können wir an Jesus Christus able- sen. In ihm ist die Zuwendung und Lie- be Gottes neu erfahrbar geworden. Wer dankt, hat Grund zum Feiern. Schon im Alten Testament war der Dank immer ver- bunden mit dem Lobpreis Gottes und der Mahlgemeinschaft untereinander. Der geistliche Schriftsteller Lothar Zenetti schrieb dazu Folgendes:
Lassen wir uns am Sonntag einladen. Danken wir miteinander für die wunder- baren Werke der Schöpfung und stim- men wir fröhlich und lachend mit ein in das göttliche Lachen: Es war mir ein Vergnügen!
Pfr. Stefan Werner